Die Berechnung der genauen Position und Orientierung einer Kamera im Raum ist eines der Kernprobleme der erweiterten Realität. Die Fraunhofer-Forscher Folker Wientapper und Arjan Kuijper entwickelten einen neuartigen Ansatz für die kontinuierliche Ermittlung des richtigen Blickwinkels.
Die Berechnung der räumlichen Kameraausrichtung aus den von ihr selbst aufgezeichneten Bildern mit Hilfe bestimmter Algorithmen ist ein wichtiges Forschungsfeld in der 3D Computer Vision. Unter 3D Computer Vision versteht man die Rekonstruktion aber auch die Erkennung von 3D-Objekten aus beziehungsweise in Kamerabildern mit dem Computer. Insbesondere in der Erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) berechnen Forscher kontinuierlich, wie virtuelle Objekte in echte Bilder platziert werden können. Die Objekte sollen dabei immer an der gleichen Stelle eingeblendet werden. So können Nutzer beispielsweise durch eine Brille schauen, während eine Graphik lagerichtig auf ein Objekt im Sichtfeldes gelegt wird.
Die Berechnung der korrekten Kameraposen ist jedoch schwierig. Die Forscher müssen die Algorithmen so gestalten, dass die Position der Nutzer und der richtige Blickwinkel zu jedem Zeitpunkt errechnet werden können. Einer Lösung dieses Problems widmen sich die Fraunhofer-Forscher Folker Wientapper und Professor Arjan Kuijper in ihrer Forschungsarbeit zum Thema: „Unifying Algebraic Solvers for Scaled Euclidean Registration from Point, Line and Plane Constraints“.
In ihrem Aufsatz stellten die Forscher einen einheitlichen und schnelleren Algorithmus zur Lösungsbestimmung des Perspective-n-Point Problems (PnP) und entsprechender Varianten vor. Beim PnP-Problem geht es um die Schwierigkeit, die Kamerapose im Raum anhand von 2D-Punkten im Bild und dem Wissen, welchen 3D-Punkten im Raum sie zugeordnet sind, rechnerisch zu bestimmen. Die entsprechenden Algorithmen besitzen Anwendungen in verschiedenen Bereichen wie der Visuellen Odometrie, der Robotik oder der Erweiterten Realität. „Anwendungen in der Erweiterten Realität eignen sich hierfür besonders, da die kontinuierliche Bestimmung der Kamerapose hierbei essentiell ist“, erklärt Wientapper. „Hiermit lassen sich virtuelle Objekte lagerichtig zur Perspektive ins Bild einblenden.“
Ihren innovativen Algorithmus präsentierten Wientapper und Kuijper am 23. November 2016 auf der Asian Conference on Computer Vision (ACCV) in Taipei, Taiwan.
Die ACCV ist eine hochkarätige internationale, zweijährlich stattfindende Konferenz für Computer Vision. Bei der Vergabe des Best Paper Awards zeichnete das Preiskomitee die Arbeit der beiden Forscher mit dem Best Paper Honorable Mention aus.
Weiterführende Informationen zur ACCV 2016 finden Sie unter: http://www.accv2016.org/